Mehr und mehr hochqualifizierte Fachkräfte entscheiden sich für das Freelancer-Dasein. Der Freelance Forward Report 2020 von Upwork zeigt zum Beispiel einen fast kontinuierlichen Anstieg des Freelancer-Anteils in den USA in den vergangenen Jahren. Aktuell sind bereits 36 % der arbeitenden Menschen Freelancer in Voll- oder Teilzeit, 2014 waren es noch 34 %. Besonders für Jüngere ist die Arbeitsweise anscheinend attraktiv: Unter den Millennials liegt der Anteil bei 44 %, in der Generation Z sogar bei 50 %. Aber warum ist das so?
Wachsender Wunsch nach Selbstbestimmtheit
In vielen Fällen ist der Wunsch nach mehr Autonomie ein zentraler Faktor. Gerade Top-Talente wollen sich ihre Kunden und Projekte selbst aussuchen, denn so können sie sichergehen, dass sie ihre Fähigkeiten optimal einsetzen können. React-Developer David Leuliette aus der CodeControl-Community erzählt: “In meinem Job als Angestellter habe ich oft Aufgaben bekommen, auf die ich keine Lust hatte und die auch nicht zu meinen Schwerpunkten passten. Solche Aufträge muss ich jetzt nicht mehr annehmen.”
Und Backend-Developer David Schuld fasst seine Motivation für die Entscheidung so zusammen: “Ich wollte mir meine Projekte selbst aussuchen und frei entscheiden, wie viele Stunden ich arbeite. An niemanden berichten müssen und einfach mein eigener Chef sein.”
Flexibilität wird immer wichtiger
Für viele Neu-Freelancer ist auch eine höhere räumliche und zeitliche Flexibilität ausschlaggebend bei ihrer Wahl, egal ob sie als digitale Nomaden auf Reisen gehen oder einfach mehr Raum für die Familie haben wollten. Durch die Pandemie hat sich in puncto Flexibilität auch in Angestelltenverhältnissen einiges getan. Mehr Unternehmen als vorher erlauben Remote Work auch auf lange Sicht.
Doch das ist längst nicht überall so oder zumindest oft auf einen Teil der Woche beschränkt. Auch die Arbeitszeiten sind meist vorgegeben und Urlaube müssen häufig in umständlichen Prozessen beantragt werden. Als Freelancer fällt all das weg, Arbeitsort und Arbeitszeiten sind in der Regel frei wählbar.
Für David Schuld war genau das eine Motivation für den Schritt in die Selbstständigkeit: “Ich wollte zumindest zeitweise reisen, während ich arbeite”, sagt er. “Zwar sehe ich mich nicht als digitaler Nomade, weil ich gerne eine feste Basis habe. Aber ich habe diese Flexibilität schon mehrfach genutzt, jeweils für eine Woche bis hin zu einem Monat. Ich war in fünf verschiedenen Ländern unterwegs und habe teilweise auch Familienmitglieder besucht, die dort leben.”
Abwechslung, Weiterentwicklung und höheres Einkommen
David Leuliette freut sich auch abgesehen von den vielfältigen Projekten über die große Abwechslung in seinem Alltag: “Ich gebe Kurse für andere Entwickler und schreibe sogar ein Buch. In einem Vollzeitjob wäre das schwierig.” Diese Vielseitigkeit sorgt für genau die Begeisterung und Motivation, die Angestellten nach einigen Jahren im Job oft fehlt.
Durch die unterschiedlichen Projekte lernen Freelancer viel und haben die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten immer wieder neu herauszufordern und zu erweitern. Außerdem nutzen sie häufiger die Gelegenheit zur Weiterbildung als Angestellte. Der Freelance Forward Report zeigt, dass 59 Prozent der Freelancer in den sechs Monaten vor der Befragung an einem Training teilgenommen hatten - dagegen aber nur 36 Prozent der Angestellten.
Zu den weichen Faktoren wie Abwechslung, Motivation und Flexibilität kommt aber oft auch ein ganz handfester Grund: Als Selbstständige ist für viele Top-Talente ein höheres Einkommen möglich. Laut dem Freelance Forward Report verdienen 60 Prozent der Freelancer gleich viel oder mehr als im Angestelltenverhältnis. David Schuld kann das bestätigen: “Freelancing lohnt sich für mich in finanzieller Hinsicht mehr als eine feste Stelle.”
Unzufriedenheit im Job als Motivator
Auch wenn mittlerweile bekannt ist, wie wichtig Mitarbeiterzufriedenheit für Unternehmen ist, sind immer noch viele Angestellte unglücklich. Monotone Aufgaben, Über- oder Unterforderung, zu wenig Wertschätzung, geringe Flexibilität, Probleme mit Führungskräften oder eine fehlende Identifikation mit der Firma und ihrem Angebot - die Auslöser sind vielfältig. Statt eines Jobwechsels kann auch der Schritt in die Selbstständigkeit eine attraktive Option für Menschen sein, die mit ihrem Arbeitgeber nicht mehr zufrieden sind.
Für David Leuliette waren zum Beispiel die vielen Vorgaben in seinem alten Job frustrierend: “Die Hardware des Unternehmens entsprach nicht meinen Anforderungen, ich durfte sie aber nicht selbst auswählen. Außerdem musste ich immer umständlich um Erlaubnis fragen, wenn ich ein neues Tool anschaffen oder eine Konferenz besuchen wollte. Jetzt kaufe ich mir selbst die Ausrüstung, mit der ich am besten arbeiten kann, und entscheide eigenständig, welche Investitionen mich weiterbringen.”
Aber sind diese Talente dann dauerhaft für den Arbeitsmarkt verloren? David Schuld überlegt: “Grundsätzlich kann ich mir eine Festanstellung irgendwann in der Zukunft wieder vorstellen, falls ich eine Aufgabe finde, die wirklich spannend und erfüllend für mich ist. Aber auch dann nur, wenn ich dieselben Vorteile hätte wie jetzt als Freelancer, vor allem die Ortsunabhängigkeit.”
Vielfältige Gründe und Wege
Beim Freelancing gilt: Es gibt nicht den einen Weg. Ob durch Zufall oder als bewusste Entscheidung, ob nebenberuflicher Einstieg oder klarer Schnitt von einem Tag auf den anderen, ob aus Frust im Job oder durch den Wunsch nach mehr Selbstbestimmtheit - das Ergebnis ist oft dasselbe.
Für David Leuliette führte der Weg zum Beispiel über Teilzeit-Freelancing. Er erinnert sich: “Ich hatte zuerst Angst vor der Kundenakquise, ich wollte kein Sales-Typ sein. Deshalb habe ich es zuerst nur nebenbei gemacht. Als ich durch äußere Umstände zum Vollzeit-Freelancer wurde, habe ich mir das aber schnell angeeignet.” Das ist es ja auch, was diesen Weg für viele so interessant macht: Immer wieder etwas Neues lernen und es nach den eigenen Regeln für den eigenen Erfolg einsetzen.
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